1. PREIS: OVP - Orte voller Phantasie

 

Jugendkunstschule Greifswald KunstWerkstÀtten e.v.
/// www.kunst-werkstaetten.de /// Mecklenburg-Vorpommern

 

 



 

"Also, mir gefĂ€llt hier gut, dass man sich ausleben kann. Dass man nichts vorgesetzt bekommt: 'Das musst du jetzt machen!' Und hier kann man sich die Ideen halt so aussuchen und dann arbeitet man halt. Und fĂŒr mich ist es hier gut, wie es ist." Isabell, 12 Jahre


PROJEKT

Das Projekt "OVP - Orte voller Phantasie" bietet MĂ€dchen und Jungen im Alter von 10 bis 18 Jahren, die auf den Dörfern des Landkreises Ostvorpommern (OVP) leben, die Möglichkeit, in ihrer Freizeit kreativ tĂ€tig zu sein. Mit einem mit Material und Werkzeugen beladenem Kleinbus fahren die KustWerkstĂ€tten e.V. "auf’s Land", um vor Ort mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Es werden dort "Einzelprojekte" gestaltet, die abhĂ€ngig von den Interessen der Jugendlichen gemeinsam wachsen - so kann die Bushaltestelle zum Ausstellungsplatz und der Gemeinderaum zum Kinosaal fĂŒr selbst gedrehte Kurzfilme werden oder im Dorfladen wird der eigens hergestellte Fotokalender verkauft.

Einem regelmĂ€ĂŸigen "Fahrplan" von Montag bis Donnerstag folgend kommt der Bus fĂŒr ca. ein halbes Jahr zu einer mit den Teilnehmenden vereinbarten Uhrzeit an den jeweiligen Ort. Freitag ist reserviert fĂŒr Initiativanfragen von Jugendgruppen, d.h. finden sich im Landkreis irgendwo mindestens 5 Jugendliche zusammen, fĂ€hrt der Bus mit seinem Angebot dorthin. Auf diese Weise findet jĂ€hrlich eine intensive Zusammenarbeit mit ca. 100 Jugendlichen statt. VordergrĂŒndiges Ziel von OVP ist es, Kindern und Jugendlichen Zeit und Raum zu geben, sich gemeinsam mit anderen kreativ und kĂŒnstlerisch-handwerklich auszuleben. Dabei vermitteln die KulturpĂ€dagogInnen technisches Know-how und schaffen bleibende Kompetenzen. DarĂŒberhinaus fördert OVP ihre Eigeninitiative und soziale Kompetenz, indem z.B. alle Teilnehmer gemeinsam entscheiden, welche "Technik" ausgewĂ€hlt bzw. welches "Einzelprojekt" bearbeitet wird. Damit einhergehend bietet unser Projekt eine angemessene Alternative zu Langeweile und Eintönigkeit in der Freizeitgestaltung sowie zu Angeboten rechtsgerichteter Initiativen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt darin, Erstbegenungen und neue ZugĂ€nge zu Kultureller Bildung zu ermöglichen, die vorher - sei es durch Mangel an finanziellen Mitteln, schlechte Verkehrsanbindungen oder geringe UnterstĂŒtzung im Elternhaus - verwehrt blieben. Die Auswahl der angefahrenen Orte, basiert vorrangig auf Anfragen  der Gemeinden oder  Interessensbekundungen von Jugendlichen. (Entsprechnde Listen liegen an den OVP-InfostĂ€nden aus.)

Vor Ort bemĂŒhen sich die KulturpĂ€dagogInnen, einen Raum zur VerfĂŒgung gestellt zu bekommen (z.B. einen Gemeindesaal oder RĂ€umlichkeiten eines anderen ortsansĂ€ssigen Vereins) mit Wasser- und Stromanschluss, um ein gutes Arbeiten auch bei schlechterem Wetter gewĂ€hrleisten zu können. Die gute UntertĂŒtzung durch GemeindemitarbeiterInnen und BĂŒrgermeisterInnen ist zu unterstreichen.

TrĂ€ger des Projektes ist "KunstWerkstĂ€tten e.V.", der seit 2000 die Greifswalder Jugendkunstschule betreibt. Das Projekt lĂ€uft zunĂ€chst ĂŒber einen Zeitraum von drei Jahren, d.h. von Juni 2009 bis Mai 2012. Momentan befinden wir uns am Ende des zweiten DurchfĂŒhrungs-Halbjahres. FĂŒr diesen Zeitraum von 3 Jahren konnte mit Aktion MENSCH ein wichtiger Förderer gewonnen werden, denn ohne finanzielle UnterstĂŒtzung von Außen wĂ€re es nicht möglich, das Projekt durchzufĂŒhren. Nur dadurch ist es uns auch möglich, in den regelmĂ€ĂŸig besuchten Orten auf einen Teilnehmerbeitrag zu verzichten und somit den TeilnehmerInnen die finanzielle HĂŒrde zu nehmen. Im Projekt werden zwei Mitarbeiterinnen mit je 20 Wochenstunden beschĂ€ftigt. Hinzu kommen KĂŒnstlerinnen oder KĂŒnstler, die ĂŒber eine bestimmte Zeit auf Honorarbasis mitarbeiten.


Eine direkte Zusammenarbeit erfolgte bisher mit dem Projekt "Landstreicher" des ASB-Kreisverbandes Anklam. Durch "Netzwerktreffen" stehen wir in Kontakt und Austausch zu weiteren TrĂ€gern oder Vereinen, die in Ostvorpommern in der Jugendarbeit tĂ€tig sind, z.B. dem Verein fĂŒr politische Kultur "Demokratisches Ostvorpommern", der Caritas, der VolksolidaritĂ€t sowie dem "Integrierten Amt fĂŒr Kommunales und Bildungsmanagement" mit dem Projekt "Lernen vor Ort" und nicht zuletzt zum Jugendamt des Landkreises.


TRANSFER

In jedem Bundesland in Deutschland gibt es lĂ€ndliche Gebiete, in denen vor allem finanzielle HĂŒrden sowie eine unzureichende Infrastruktur Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Kultureller Bildung erschweren. Jede stĂ€dtische Jugendkunstschule, in deren Umkreis von ca. 50 km sich ein solches lĂ€ndliches Gebiet befindet, kann mit einem mobilen Angebot dort wichtige Impulse setzen. Voraussetzung dafĂŒr ist das Vorhandensein eines Fahrzeuges mit Stauraum fĂŒr Material und Werkzeuge. Nötig ist eine ca. dreimonatige Vorbereitung, in der neben der Werbung fĂŒr das Projekt eine Analyse zum konkreten Bedarf durchgefĂŒhrt werden sollte, d.h. wo leben wie viele potentielle TeilnehmerInnen. Außerdem sollte die UnterstĂŒtzung der Gemeindeverwaltung fĂŒr das Projekt vor Ort gesichert sein, z.B. indem ein Arbeitsraum zur VerfĂŒgung gestellt wird.
Als Vorbereitung sollte außerdem eine Vernetzung und Abstimmung mit den TrĂ€gern und Einrichtungen anderer Formen der mobilen Jugendarbeit geschehen, um Synergieeffekte nutzen zu können. Die mobile Arbeit bringt hohe Kosten mit sich, allein schon durch die Finanzierung des Fahrzeuges. Soll das Angebot fĂŒr die Kinder und Jugendlichen ohne finanzielle HĂŒrde sein, d.h. fĂŒr einen geringen Geldbetrag oder gar kostenlos genutzt werden können, muss eine finanzielle UnterstĂŒtzung externer Geldgeber gesichert sein.

 

BEGRÜNDUNG DER JURY

In herausragender Weise verfolgt die Jugendkunstschule "KunstwerkstĂ€tten Greifswald e. V." das Konzept dezentraler Grundversorgung mit kĂŒnstlerischer Bildung im lĂ€ndlichen Raum. Mit der Einrichtung eines Jugendkunstschulbusses erreicht die Einrichtung Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahre in umliegenden Orten, die sonst keine Möglichkeit fĂ€nden, ihre Gestaltungsideen und KreativitĂ€t professionell unterstĂŒtzt umzusetzen. Ein wichtiger Teil der Konzeption ist die Möglichkeit der Jugendlichen, den Bus fĂŒr eigene Ideen außerhalb der regulĂ€ren Haltestellen und -zeiten anzufordern. Die kĂŒnstlerische Technik wird durch die Beteiligten selbst bestimmt und reicht von der Trickfilmerstellung bis zur Umgestaltung eines Kinder- ind Jugendtreffs. "Rauskommen" gelingt auf diese Weise sowohl der Einrichtung selbst als auch den Kindern und Jugendlichen, die kreativ ĂŒber sich hinauswachsen.