UZWEI_Kulturelle Bildung /// www.dortmunder-www.u.de/partner/kulturelle-bildung /// Nordrhein-Westfalen
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Beteiligte: 60 SchülerInnen
Alter: 6 bis 17 Jahre
Projektdauer: August bis November 2015
Kooperationspartner: Martin-Bartels-Schule, TU Dortmund, BAG kulturpädagogische Dienste, kontextmedien
Was wäre eine Kunstausstellung von sehbehinderten und blinden Kindern und Jugendlichen, die auch von Sehenden besucht werden kann? Was braucht ein Projekt, ein Workshop, damit auch blinde Kinder gestalterisch souverän und sichtbar werden? Im Rahmen des Projektes "Über Sinne" machten sich 60 blinde und sehbehinderte SchülerInnen der Martin-Bartels-Schule gemeinsam mit KünstlerInnen und PädagogInnen in zehn Workshops und einer Präsentation auf die Suche nach Antworten.
Das Projekt sollte die Beteiligten insgesamt anregen, über gewohnte mitunter auch pädagogisch oder künstlerische gezogene Grenzen hinaus zu gehen: Durch die Arbeit mit Kunst und sehenden KünstlerInnen sowie sehbehinderten Beteiligten, durch die öffentliche Präsentation außerhalb der gewohnten Zusammenhänge, durch die Herausforderung den Sehsinn im Museum zu befragen und auch durch die Kooperation der unterschiedlichen Institutionen und Denkweisen.
Entstanden ist eine interaktive Ausstellung auf der UZWEI_Kulturelle Bildung im Dortmunder U mit Tastbildern, Soundfiles, einem Trickfilm vom perfekten Tag, Rap gegen Mitleid, Stoffselfies oder Dunkelklassenzimmer, einer Schatzinsel und Foto-Geschmacks-Installation. In ihr sollte es nicht nur Blindheitserfahrungen gehen sondern um Stärken, eigene Geschichten, Selfies und sinnliche Experimentierfreudigkeit - und zwar für die MacherInnen ebenso wie für die späteren BesucherInnen. Die Ideen der SchülerInnen und der inklusiv-kulturpädagogische Austausch standen stets im Vordergrund. Immer wieder wurden die Heranwachsenden als Experten für ihre Ausstellung hinzugezogen. Die Workshops wurden von KünstlerInnen aus den Bereichen Bildende Kunst, Musik, Film, Fotografie, Theater und Performance geleitet.
Fast alle Exponate waren entweder zum Anfassen, Riechen, Schmecken oder Anhören. Sie waren in-teraktiv, luden zum Schaukeln, Rätseln und zu einem Perspektivwechsel ein. Die TU Dortmund ge-staltete einen tastbaren Lageplan und die Exponate trugen Beschriftungen in Punktschrift.
Blinde und sehbehinderte Kinder nehmen eher selten an kulturpädagogischen Projekten und Work-shopangeboten teil. Oft sei - so haben es die LehrerInnen beschrieben - die Hürde zu hoch. Das Projekt hat die Wege zueinander in vielerlei Hinsicht geebnet.
Auf Initiative der UZWEI_Kulturelle Bildung im Dortmunder U in Zusammenarbeit mit der Martin-Bartels-Schule, der TU Dortmund, der BAG Kulturpädagogische Dienste Ruhrgebiet e.V., kontext-medien und dem Kunstreich im Pott e.V. haben 60 blinde und sehbehinderte SchülerInnen der Mar-tin-Bartels-Schule eine ungewöhnliche, interaktive Kunstausstellung geschaffen, die für sehende, sehbehinderte und blinde (junge) Menschen gleichermaßen interessant ist. Das partizipative Projektdesign setzt an der Wahrnehmung, den Themen, den Lebenswelten und Stärken der Teilnehmenden an und schafft so einen gemeinsamen Lern- und Erfahrungsraum, in dem KünstlerInnen, PädagogInnen und Teilnehmende gleichzeitig ExpertInnen und Lernende sind. Das professionelle Setting an einem etablierten Kulturort bildet einen wertschätzenden und öffentlichkeitswirksamen Rahmen für ein visionäres Ausstellungskonzept, das Jugendkunst über das Auge hinaus ästhetisch erfahrbar macht. Auf beeindruckende, unaufdringliche Weise zeigt "Über Sinne", wie ein Verständnis von Inklusion als Normalfall zum Motor für innovative Kunstpraxis wird. Mit Stoffselfies, Foto-Geschmacks-Installationen und anderen interessanten künstlerischen Übertragungsexperimenten verwandelt sich das Museum in einen Rummelplatz für die Sinne. Denn - so formuliert es ein neunjähriger Teilneh-mer: "Eine Ausstellung muss wie eine Karussell-Fahrt sein. Ich möchte, dass es im Bauch kitzelt."